Erinnere dich
Oft höre ich in den Schnupper- und Grundkursen an der Drehscheibe: „Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist!“
Videos auf Youtube und Instagram vermitteln den Eindruck, perfekt geformte Schalen, Tassen und Vasen entstünden mühelos innert kürzester Zeit. Bei erfahrenen Profis mag das so sein. Gut zu wissen ist, dass eine Ausbildung als KeramikerIn mehrere Jahre dauert.
Deshalb: Erinnere dich! Wie oft und wie lange bist du aufs Rad gestiegen und wieder hingefallen, bis du sicher deine Runden drehen konntest? Wie viele Stunden, Wochen und Monate hast du geübt, Buchstaben zu schreiben und zu verbinden, bis du nicht mehr darüber nachdenken musstest, wo du nun den Stift ansetzen und wie du ihn bewegen sollst? Kannst du dich erinnern, als du das erste Mal ohne Schwimmhilfe durchs Wasser geglitten bist, als du nicht mehr überlegen musstest, wie du nun die Arme und Beine koordinierst?
Als Kinder haben wir immer wieder Neues geübt, freiwillig oder unfreiwillig. Wir sind dabei auf die Nase gefallen, haben uns gefreut oder geärgert, haben Misserfolge und Fortschritte erlebt, und sobald wir uns eine Fähigkeit erobert hatten, kam die nächste Herausforderung.
Wenn wir uns als Erwachsene entscheiden, etwas völlig Neues zu lernen, gehen wir den gleichen Weg. Keramik drehen an der Scheibe bedeutet üben, probieren, experimentieren, etwas wagen, Fehler machen, scheitern, irgendetwas aufgeben, sich wieder motivieren, neu anfangen, reüssieren, durchhalten, beobachten, Erkenntnisse gewinnen, üben.
Es wird nicht leicht sein. Du brauchst Geduld und Ausdauer. Du wirst dich selber etwas besser kennenlernen. Und du wirst dich riesig freuen über deine Fortschritte und jedes Stück, das unter deinen Händen entstanden ist.

